Geht es nach den Angaben des Senats, dann ist Hamburg mehr als ausreichend mit Ärzten versorgt. Doch eine Große Anfrage der Linksfraktion hat ergeben: Das gilt nicht überall – die ärztliche Versorgung der Stadtteile ist höchst unterschiedlich – und gerade Stadtteile mit einem hohen Anteil an Leistungsbeziehenden und einer hohen Quote an Kindern, die im Leistungsbezug aufwachsen, sind fachärztlich (Kinderärzte, Frauenärzte und Psychotherapeut:innen) unterversorgt bis gar nicht versorgt. Hingegen sind einkommensstärkere Stadtteile überversorgt bis extrem überversorgt. Und dieser Zustand hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert.
Dazu Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft: „Der Zusammenhang von Einkommen und Gesundheit ist unbestritten und hat sich in der Pandemie einmal mehr gezeigt. Dass ausgerechnet ärmere Stadtteile eher unterversorgt und reichere überversorgt sind, verstärkt das Problem zusätzlich und ist skandalös. Die medizinische Versorgung darf nicht vom Wohnort oder vom sozialem Status abhängen. Deshalb verlangen wir vom Senat, dass er endlich die politische Initiative ergreift: In Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung und den Krankenkassen müssen zusätzliche Haus- und vor allem Kinderarztpraxen in unterversorgten Stadtteilen entstehen. Das kann auch über finanzielle Anreize passieren.“
Seit zwei Jahren will der Senat in jedem Bezirk ein lokales Gesundheitszentrum fördern, um die Versorgung und Gesundheitschancen in ärmeren Stadtteile zu verbessern. Auch hier hat sich nichts getan. Deniz Celik weiter: „Zwei Jahre später müssen wir feststellen, dass – außer von der schon damals existierenden Poliklinik auf der Veddel – keine weiteren Förderanträge gestellt und kein einziges Gesundheitszentrum eingerichtet wurde. Um das aktuelle Stillstands-Dilemma zu beenden, muss der Senat in die Auseinandersetzung mit der Kassenärztlichen Vereinigung gehen und darauf hinwirken, dass freie Kassensitze an Gesundheitszentren in ärmeren Stadtteilen gehen.“ Im Hinblick auf die Impfkampage erklärt Deniz Celik: „Da in Hamburg die niedergelassenen Arztpraxen die Hauptlast der Impfkampagne tragen, ist es für Menschen in ärmeren Stadtteilen mit geringer Arztdichte noch schwieriger einen Impftermin zu bekommen. Deshalb müssen dort verstärkt dezentrale Impfzentren und mobile Impfteams zum Einsatz kommen“.
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