Schriftliche Kleine Anfrage
Mindestens 6.333 Beschäftigte in den Behörden und städtischen Unternehmen sowie Zuwendungsempfänger_innen arbeiten für Stundenlöhne von weniger als zwölf Euro, wie eine aktuelle Anfrage der Fraktion DIE LINKE (Drs. 21/ 10931) belegt. Besonders betroffen von Armutslöhnen sind Beschäftigte von TEREG Gebäudedienste (1.376), SGG Gebäudereinigung (930), Elbkinder (696), UKE (492) und die Gepäckabfertiger_innen im Flughafen (210). Einen Mindestlohn von zwölf Euro hatte Olaf Scholz Ende Oktober gefordert. Am Mittwoch gibt DIE LINKE der SPD Gelegenheit, Farbe zu bekennen: In der Sitzung der Hamburgischen Bürgerschaft beantragt sie die Wiedereinführung des Landesmindestlohns – in Höhe von zwölf Euro (Drs. 21/10914).
„Wenn sie es ernst meinen, könnten Olaf Scholz und seine SPD sehr schnell die Lebensbedingungen von 6.333 Menschen in Hamburg verbessern“, erklärt dazu Deniz Celik, gewerkschaftspolitischer Sprecher der Fraktion. „Viele städtische Angestellte haben derzeit keine Perspektive auf eine auskömmliche Alterssicherung und können die Hamburger Mieten kaum noch bezahlen. Es ist nicht hinnehmbar, dass tausende städtische Beschäftigte arm trotz Arbeit sind. Am Mittwoch gelten keine Ausflüchte mehr – es ist Zeit zu handeln!“
DIE LINKE beantragt, den zum Jahresbeginn von der SPD abgeschafften Landesmindestlohn in der von Olaf Scholz geforderten Höhe wieder einzuführen und dann zum 1. Januar 2019 auf 13 Euro zu erhöhen, um den in Hamburg besonders hohen Lebenshaltungskosten Rechnung zu tragen.
Hier die Antwort des Senats auf die Anfrage:
In einem Interview mit dem Spiegel stellte der Erste Bürgermeister zutreffend fest, dass der derzeitige gesetzliche Mindestlohn nicht für ein würdevolles Leben ausreicht und forderte: „Wir sollten den Min-destlohn so anheben, dass ein fleißiger Mann und eine fleißige Frau, die Vollzeit arbeiten im Alter nicht auf öffentliche Hilfe angewiesen sind. Ich bin daher der Auffassung, dass wir den Mindestlohn auf zwölf Euro pro Stunde anheben sollten.“
Hamburg könnte mit einem Landesmindestlohn einen ersten Schritt gehen und dafür Sorge tragen, dass Beschäftigte in der eigenen Verwaltung und öffentlich kontrollierten Unternehmen einen würdevollen Lebensabend verbringen können.
Vor diesem Hintergrund frage ich den Senat:
Der Senat hat sich zur Absicherung von Beschäftigten mit geringem Einkommen für tarifvertraglich vereinbarte Branchenmindestlöhne und einen bundesweiten gesetzlichen Mindestlohn eingesetzt.
Der Senat hält es für richtig, durch tarifvertragliche Vereinbarung und eine Anpassung des bundesweiten gesetz-lichen Mindestlohns diese Mindestabsicherung schrittweise so anzuheben, dass Vollzeitbeschäftigte, die ihr Le-ben lang gearbeitet haben, im Alter bei der Sicherung ihres Lebensunterhalts grundsätzlich nicht auf staatliche Hilfe angewiesen sind (12 EUR).
Die hamburgischen öffentlichen Unternehmen sind tarifgebunden und zahlen die tarifvertraglich vereinbarten Löhne.
Dies vorausgeschickt, beantwortet der Senat die Fragen wie folgt:
1. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Freien und Hansestadt Hamburg sowie der öf-fentlichen Unternehmen und Einrichtungen (z. B. Verwaltung, Hochschulen, Landesbetriebe, öffentlich-rechtliche Unternehmen) erhalten ein Entgelt unterhalb von 12 €/brutto pro Arbeitsstunde? (Bitte aufschlüsseln nach den Verwaltungen, den Hochschulen, Landesbetrieben und öffentlich-rechtlichen Unternehmen analog zum Personalbericht.)
2. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 1 jeweils?
3. Bei wie vielen Zuwendungsempfängern (z.B. freie Träger), werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit einem Bruttolohn von unter 12€ beschäftigt?
4. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 3 jeweils?
5. Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Unternehmen, an denen die Freie und Hansestadt Hamburg mittelbar oder unmittelbar die Mehrheit besitzt, erhalten ein Entgelt unterhalb von 12 €/brutto pro Arbeitsstunde? (Bitte aufschlüsseln nach den einzelnen Unternehmen)
6. Wie vielen Vollzeitäquivalenten entsprechen die Personenzahlen der Frage 5 jeweils?
Siehe Anlage (Stichtag 31.10.2017). Nicht in der Tabelle* aufgeführte Behörden, Hochschulen und Landesbetrie-be haben keine Beschäftigten mit einem Stundenlohn von unter 12 Euro.
Zuwendungsempfänger sind – soweit die Angaben in Abhängigkeit von den erbetenen Zulieferungen durch die jeweilige Einrichtung in der für eine SKA zur Verfügung stehenden Zeit ermittelt werden konnten – ebenfalls aufgeführt. Die BSB hat gemeldet, dass Informationen zu den Entgelten der Mitarbeiter von Zuwendungsemp-fängern in der für Bildung zuständigen Behörde nicht zentral erfasst werden. Die händische Prüfung der An-tragsunterlagen ist, da hierfür eine Sichtung der entsprechenden Vorgänge von 593 Bewilligungen in 2017 erfor-derlich wäre, in der für die Beantwortung einer Schriftlichen Kleinen Anfrage zur Verfügung stehenden Zeit nicht möglich.
Die DB hat in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht geantwortet.
* Die Tabelle:
Anzahl der Beschäftigten/ Vollzeitäquivalente, die zum Stichtag 31.10.2017
ein Stundenentgelt von weniger als 12 Euro erhielten
Einzelplan | Anzahl der Beschäftigten | Vollzeitäquivalente |
1.5
BA Hamburg-Nord |
2 | 1,0 |
3.1
Behörde für Schule und Berufsbildung |
3 | 0,3 |
3.2 | ||
3.3
Behörde für Kultur und Medien |
28 * | * |
7.0
Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation |
1 | 0,6 |
8.1
Behörde für Inneres und Sport |
13 * | * |
9.1
Finanzbehörde |
1 | 0,5 |
Hochschulen | Anzahl der Beschäftigten | Vollzeitäquivalente |
Universität Hamburg | 170
556 * |
33,4
* |
Technische Universität Hamburg-Harburg | 9
82 * |
0,1
* |
HafenCity Universität Hamburg | 20 * | * |
Hochschule für Angewandte Wissenschaften | 247 * | * |
Hochschule für Musik und Theater | 11 * | * |
Landesbetriebe nach § 106 LHO | Anzahl der Beschäftigten | Vollzeitäquivalente |
Hamburger Volkshochschule | 46 | 1,53 |
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg – Carl von Ossietzky | 37 * | * |
Planetarium Hamburg | 1 * | * |
Schulbau Hamburg | 2 | 0,5 |
* diese Angaben beziehen sich auf die Gruppe der studentischen Hilfskräfte, die
aktuell einen Stundenlohn von 9,90 Euro erhalten.
Ihre Stundenumfänge sind sehr schwankend und überwiegend sehr geringfügig. Deshalb wurde eine Umrechnung in VZÄ zum Stichtag der Erhebung in der maschinellen Ermittlung für den Kernbereich der FHH mangels Aussagekraft nicht vorgenommen.
Öffentliche Unternehmen | Anzahl der Beschäftigten | Vollzeitäquivalente |
SGG – Städtische Gebäudeeigenreinigung GmbH | 930 | 503 |
Deichtorhallen Hamburg GmbH | 69 | 16,15 |
TuTech Innovation GmbH | 29 | 6,12 |
Hamburg Innovation GmbH | 3 | 0,56 |
Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) (KöR) Konzern Gesamt | 492 | 376,5 |
Universität Hamburg Marketing GmbH | 45 | 7,7 |
HAM Ground Handling GmbH & Co. KG | 210 | 170 |
Hamburg Marketing GmbH | 10 | 3,5 |
SBG Süderelbe Bus GmbH | 1 | 0,24 |
HSG Hanseatische Siedlungs-Gesellschaft mbH | 34 | 4,76 |
Hamburg Tourismus GmbH | 14 | 3,69 |
Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH | 1 | 0,23 |
TEREG Gebäudedienste GmbH | 1.376 | 828,16 |
Wert GmbH | 8 | 8 |
Hamburger Entsorgungsgesellschaft mbH | 12 | 12 |
Stilbruch Betriebsgesellschaft mbH | 19 | 15,73 |
Bäderland Hamburg | 143 | 55 |
Elbkinder Kita Hamburg Service GmbH | 696 | 430 |
Elbkinder Vereinigung Kita Nord GmbH | 39 | 19 |
Elbe-Werkstätten GmbH | 20 | 5,49 |
Hamburg Marketing GmbH | 10 | 3,5 |
Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein GmbH (VHH) | 2 | 1,64 |
Zuwendungsempfänger | Anzahl der Beschäftigten | Vollzeitäquivalente |
Museen als Zuwendungsempfänger | ||
Archäologisches Museum Hamburg (Stiftung öR) | 9 | 4,67 |
Hamburger Kunsthalle (Stiftung öR) | 20 | 9,45 |
Museum für Kunst und Gewerbe (Stiftung öR) | 2 | 0,75 |
Museum für Völkerkunde
(Stiftung öR) |
32 | 12 |
Stiftung Historische Museen Hamburg (Stiftung öR) | 9 | 4,5 |
Hochschulen und Wissenschaftliche Einrichtungen als Zuwendungsempfänger | ||
Bernhard-Nocht-Institut für
Tropenmedizin |
8 * | 2,14 |
Institut für Schematherapie Hamburg (IST-HH) | 2 | 0,375 |
Hochschule für angewandte Wissenschaften | 1 | 0,25 |
Universität Hamburg | 2 | 0,5 |
Deutsche Forschungsgemeinschaft | 55 | |
Akademie der Wissenschaften in Hamburg | 4 | 0,4 |
Frauenhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V., Institut für Siliziumtechnologie, Centrum für Maritime Logistik u. Dienstleistungen | 4 | 1,4 |
Forschungsstelle für Zeitgeschichte | 6 | 1,4 |
Heinrich-Pette-Institut – Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie | 13 | 3,2 |
Hans-Bredow-Institut für Medienforschung an der Universität Hamburg | 17 | 4,3 |
HIS-Institut für Hochschulentwicklung e.V. | 13 | 3,17 |
Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg | 6 | 2,1 |
Hamburgische Schiffsbau-Versuchsanstalt GmbH | 7 | 2,5 |
Centrum für Angewandte Nanotechnologie (CAN) GmbH | 2 | 0,5 |
Institut für die Geschichte der deutschen Juden | 7 | 1,2 |
Max-Planck-Institut für Meteorologie | 31 | 10,4 |
Max-Planck-Institut für ausländisches und internationales Privatrecht | 20 | 4,5 |
Deutsche Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft | 15 | 3,8 |
Helmholtz-Zentrum Geesthacht GmbH | 15 | 4,7 |
GIGA German Institute of Global and Area Studies – Leibniz Institute für Globale und Regionale Studien | 22 | 6,1 |
Fraunhofer-Center für Maritime Logistik und Dienstleistungen CMLPS | 1 | 0,26 |
Weitere Zuwendungsempfänger | ||
SecuServe Aviation Security and Services Hamburg GmbH | 70 | 60 |
HWC-Hamburger Wohn Consult GmbH | 13 | 13 |
Filmfest Hamburg gGmbH | 15 | Vollzeit in der Zeit vom 01.07. – 31.10.eines Jahres |
Allee Theater | 14 | 8,95 |
Alma Hoppe | 17 | 4,9 |
Das kleine Hoftheater | 2 | |
Die Brueder II Gbr | 2 | 3 Monate a 40 Std. = 0,25 |
English Theatre | 6 | |
Ensemble Resonanz gGmbH | 2 | 2 |
Freie Akademie der Künste | 5 | 0,9 |
Fundus Theater gGmbH | 3 | |
Gesundheitswirtschaft Hamburg (GWHH) | 1 | 0,2 |
Komponisten-Quartier Hamburg e.V. | 2 | 0,4 |
Kunsthaus Hamburg gGmbH | 1 | 1 |
Kunstverein Harburger Bahnhof | 2 | 0,77 |
Kunstverein in Hamburg | 1 | 1 |
KurzFilmAgentur Hamburg | 13 | 11 |
Literaturhaus Hamburg | 2 | 0,6 |
Markthalle Betriebs-GmbH | 2 | 1,5 |
Ohnsorg Theater | 1 1 |
0,29 0,76 |
Querbild e.V. | 3 | 0,875 |
ramp106 GmbH | 271 | 271 a 2 Tage = (bei 365 Tagen) 1,48 VZÄ |
RockCity Hamburg e.V. | 1 | 0,75 |
St. Pauli Theater | 18 | |
Verbraucherzentrale Anmerkung: VZÄ geschätzt |
Gelegentlich Beschäftigte | 0,3 |
HMS Hamburg Media School | 10 | 2,1 |
Tide GmbH | 7 | 0,5 |
Studierendenwohnheim –J.C. Müller Stiftung | 2 | 1,1 |
Multimedia Kontor Hamburg | 3 | 0,65 |
Logistik-Initiative Hamburg | 2 | 1 |
Laser Zentrum Nord | 18 | 4 |
Maritimes Cluster Norddeutschland | 3 | 3,25 |
Hamburg Aviation e.V. | 2 | 0,5 |
HCAT+ e.V. | 1 | 0,5 |
Hamburg Convention Bureau GmbH | 1 | 0,16 |
Hamburg Tourismus GmbH | 14 | 3,69 |
Hamburg Invest Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH | 1 | 0,23 |
Landwirtschaftskammer Hamburg | 1 | 0,25 |
ab ausblick hamburg gmbh | 19 | 7,69 |
Die Bezirksämter haben für ihre Zuwendungsbereiche darauf hingewiesen, dass hauptamtliches Personal der Freien Träger mit über 12 Euro brutto pro Arbeitsstunde bezahlt wird. Eine Aussage zu sonstigen Honorarkräften, die die freien Träger beschäftigen, kann in der Kürze der Zeit nicht getroffen werden. Bei den Honorarkräften müssen diese händisch ermittelt und die Stundensätze errechnet werden.
Die Behörde für Kultur und Medien hat die Daten durch eine Abfrage bei den Beteiligungen und Zuwendungsempfängern ermittelt. In einigen Bereichen (so in den drei Staatstheatern) konnten aufgrund des Umfangs der zu ermittelnden Daten und personeller Engpässe innerhalb der vorgegebenen Frist keine entsprechenden Daten ermittelt werden. Ein abschließender und vollständiger Antwortbeitrag konnte daher innerhalb der Antwortfrist nicht erstellt werden.
Teilweise handelt es sich um so geringfügige und/oder kurzzeitige Einsätze, dass auf eine Umrechnung auf Vollzeitäquivalente verzichtet wurde um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.
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