Wie sieht eine gerechte Gesundheitsversorgung aus?

Bericht

Im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe “Armut macht krank” luden wir am 24. Januar ins Bürgerhaus Wilhelmsburg ein, um über einen wichtigen Aspekt der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich in Hamburg zu diskutieren. Das Thema: “Ungleichheit macht krank. Gesundheitszentren gegen Ärzt_innenmangel und soziale Spaltung“.

An diesem Abend ging es uns vor allem darum, die Hintergründe der ungerecht verteilten medizinischen Versorgung in Hamburg darzustellen und Lösungsansätze aufzuzeigen. Bernd Kalvelage, ehemals Facharzt für Innere Medizin in Wilhelmsburg und Autor von “Klassenmedizin: Plädoyer für eine soziale Reformation der Heilkunst”, erklärte, wie sehr ein hohes Krankheitsrisiko und ein niedriger Sozialstatus zusammenhängen. Eine Bürger_innenversicherung könnte die derzeitige Zwei-Klassen-Medizin allerdings aufheben, so Kalvelage. Wichtig wäre zudem eine bedarfsgerechte Planung, eine Förderung nach regionaler Bedürftigkeit, eine Rekommunalisierung der Krankenhäuser, sowie eine “Enthierarchisierung” ihrer internen Strukturen. Arztpraxen sollten zu Lernorten werden, sagte Kalvelage – weitere Lösungsansätze wären sozial-orientierte Zulassungskriterien fürs Medizinstudium sowie eine Förderung mehrsprachiger Bewerber_innen in allen medizinischen Berufen.

Im Anschluss hielten Philipp Dickel und Franziska Franz von der Poliklinikinitiative Veddel einen Vortrag über die Entstehung, die theoretischen Hintergründe und das Konzept der Poliklinik auf der Veddel. Diese ist zugleich Stadtteilgesundheitszentrum wie Allgemeinarztpraxis, die Anwohner können dort eine Rechts- und Sozialberatung und auch eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen. Petra Fuhrmann, Stabsbereichsleiterin für Gesundheitspolitik bei der AOK Rheinland/Hessen, sprach anschließend über das erhöhte Vorkommen von chronischen Erkrankungen, Diabetes und Herzinfarkt bei ALG2-Empfänger_innen – und ging hierbei auch auf das Projekt des Gesundheitskiosk in Billstedt und Horn ein.

Doch welche Positionen und Lösungsansätze vertritt eigentlich DIE LINKE in der Gesundheitspolitik? Hierzu stellte Deniz Celik, gesundheitspolitischer Sprecher der Bürgerschaftsfraktion, gleich klar: Die Aufhebung der sozialen Ungleichheit sei das oberste Ziel – und Gesundheitspolitik verstehe DIE LINKE ganz klar als eine Querschnittsaufgabe. Die Einführung der solidarischen Bürger_innenkrankenversicherung sei dabei ein zentraler Ansatz gegen die Zwei-Klassen-Medizin, so Celik, deren Umsetzung müsse allerdings auf Bundesebene erfolgen. Doch solange die Bürger_innenversichung noch nicht umgesetzt werde, müsse die Stadt eben aushelfen. Wie genau? Etwa, indem sie kommunale medizinische Versorgungszentren in medizinisch unterversorgten Stadtteilen fördert. Denn Gesundheitsversorgung müsse man interdisziplinär denken – und dementsprechend parallel dazu auch eine Rechts- und Sozialberatung anbieten.

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